Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr (SPD) besucht Gögginger Wohnheim der Lebenshilfe zum 1. Geburtstag
Als die Besucherin das Gebäude in der Heinrich-Böll-Straße betritt, dekorieren die Bewohner gerade den Balkon mit Girlanden. Hausleiter Marcel Ach erklärt, warum: „Wir feiern unseren ersten Geburtstag.“ Gemeint ist damit der Erstbezug des Hauses, der im Juli 2021 stattgefunden hat. Die Besucherin ist die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr. Sie ist beeindruckt von der Größe und Farbigkeit des Hauses: „Der Bau ist ganz im Sinne der Inklusion gestaltet, großzügig, barrierefrei und einladend nach außen.“
Das Haus befindet sich gegenwärtig noch im Aufbau, so Marcel Ach: „Die Corona-Situation hat es leider nicht einfacher gemacht, eine gemeinsame Entwicklung zu befördern. Aktuell zeichnet sich aber eine gewisse Normalisierung im Zusammenleben ab.“ Geschäftsführer Peter Goldammer zeigt sich zuversichtlich: „Trotz großer Herausforderungen und auch Schwierigkeiten sehe ich für das Haus sehr gute Perspektiven.“
Etwa 20 Mitarbeiter:innen kümmern sich um die 22 Bewohner:innen mit hohem Hilfebedarf in drei Wohngruppen, die untertags größtenteils in Werkstätten und Förderstätten arbeiten. Hausleiter Ach verweist auf ein breites Aufgabenspektrum der Mitarbeiter, die aber manche Tätigkeit auch nach außen vergeben. Bei „medizinischen Angelegenheiten“ beispielsweise kommt die örtliche Sozialstation ins Haus. Und für Ausflüge am Wochenende gibt es ab Herbst eine Kooperation mit den Offenen Hilfen der Lebenshilfe Augsburg. Und auch das Engagement der Angehörigen ist wichtig. Sie sorgen für Entlastung. „Sie besuchen ihre Kinder oft. Und am Wochenende fahren einige Bewohner zu ihren Eltern nach Hause.“
Marcel Ach macht die Politikerin auf die Probleme bei der Anwerbung von neuen Mitarbeitern aufmerksam. Gerade beschäftige ihn der Fall eines afrikanischen Bewerbers mit Diplom, der gerne die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger starten will, dem aber der nötige Mittelschulabschluss fehlt. „Das ist schade, weil er ein guter Mann wäre. Bayern ist leider besonders streng bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen.“ Geschäftsführer Peter Goldammer verweist zudem auf die schwierige Situation, geeignete Fachkräfte zu finden, und die damit verbundene zusätzliche Belastung der Mitarbeiter: „Unsere Leitungskräfte wollen die Entwicklung des Hauses voranbringen, müssen aber immer wieder im Gruppendienst einspringen.“
Ulrike Bahr sieht in der Behebung der Nachwuchsprobleme „eine nationale Aufgabe“. Wichtig sei eine Steigerung der Attraktivität der Ausbildung für junge Leute. „Es bedarf einer großen Kraftanstrengung, junge Leute für den Bereich zu begeistern. Und es braucht Mut, sich zu verändern.“ Als Besonderheit will das Haus zukünftig ab Anfang nächsten Jahres auch zwei Kurzzeitpflegeplätze anbieten. Das Ganze wird wissenschaftlich begleitet.