Ulrike Bahr, MdB, im Gespräch mit dem diako Augsburg über die generelle Zukunft des Gesundheitssektors, die Herausforderungen in der Pandemie und die Bedürfnisse kleinerer Krankenhäuser.
Die Corona-Pandemie hat dem Gesundheitssektor schwer zugesetzt und das Pflege- wie auch das Verwaltungspersonal stark gefordert. „Wir haben in kürzester Zeit ein Test- und Einlasskonzept erarbeitet, nahezu täglich Lagebesprechungen abgehalten und in Absprache mit der Uniklinik Intensivpatienten übernommen“, erzählt der kaufmännische Vorstand der Evangelischen Diakonissenanstalt Augsburg, Claus Boldt. Gemeinsam mit Rektor Dr. Jens Colditz und Oberin Ulrike Kühn hieß er die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr bei einem Info-Besuch auf dem diako-Campus willkommen. Das Anliegen der drei Vorstandsmitglieder war, die Politikerin über die aktuelle Lage an der diako-Stadtklinik zu informieren.
Und dabei kamen nicht nur die Probleme in der Pandemie, sondern auch der immer stärker zutage tretende Fachkräftemangel zur Sprache. Denn die Anzahl der Bewerber:innen für die dazugehörige Pflegeschule ist rückläufig, und das begann schon vor Ausbruch der Pandemie. Seit Längerem sei zu beobachten, dass sich immer mehr Menschen vom Berufsfeld Pflege abwenden, bemerkt Oberin Kühn. Gründe dafür seien mitunter die schwierigen Dienstzeiten und das häufige spontane Einspringen für Kolleg:innen. Auch der Verwaltungsaufwand habe sich deutlich erhöht. „Während wir früher mit unseren Gemeindeschwestern die Menschen ganzheitlich betreuen konnten, muss jetzt jede Leistung einzeln durch den ambulanten Dienst abgerechnet werden. Das belastet sowohl Mitarbeitende als auch zu Pflegende“, führt Kühn aus.
Ulrike Bahr kommentierte, dass es ein großes Anliegen der Bundesregierung sei, den Pflegeberuf wieder attraktiver zu gestalten. Dazu gehört es in erster Linie, Löhne anzuheben und Arbeitsbedingungen zu optimieren. Auch die Finanzierung und die Personalbemessung sollen sich gemäß Koalitionsvertrag verbessern. Besonders für kleinere und spezialisierte Krankenhäuser sieht Jens Colditz hier Handlungsbedarf. Denn da Krankenkassen zunehmend auf ambulante Behandlungen setzen, wird der ganzheitliche Ansatz einer stationären Behandlung gefährdet. Die finanzielle Grundversorgung durch den Bund reiche nicht aus. „Tatsächlich wird die Krankenhausplanung, die im Aufgabenbereich der Länder liegt, schon seit Längerem vernachlässigt“, gibt Ulrike Bahr zu bedenken. Hier müsse sich schleunigst etwas tun.
Die diako-Klinik ist spezialisiert auf Kardiologie, Urologie und Endokrinologie. Etwa ein Drittel der stationären Aufnahmen kommen vom angrenzenden Ärztehaus. Und trotz der Verbindung zur evangelischen Kirche ist die Stadtklinik eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und muss sich selbstständig finanzieren. „Letzteres stellen wir vor allem durch spezialisierte Leistungen her“, ergänzt Claus Boldt. Bahr sagte abschließend zu, die Informationen und Anregungen mit ihren Fachkolleg:innen in Berlin zu diskutieren. Eine zentrale und wichtige Einrichtung wie der diako-Campus in Augsburg müsse Wertschätzung und Unterstützung aus der Politik erfahren.