SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr besucht AVA Abfallverwertung Augsburg
Auf einer Fläche von 235.000 m² entsorgt die AVA den Müll von über 1 Mio. Bürger:innen. Im Entsorgungsgebiet, welches im Norden Donau-Ries und im Süden den Landkreis Starnberg umfasst, fallen jährlich über 350.000 Tonnen Müll an. Trotz aller Recycling-Aktivitäten „wird es immer mehr“, gibt AVA Vorstand Dirk Matthies zu bedenken. Und es wird immer mehr. „Wir als Bundespolitiker:innen müssen Konzepte erarbeiten, die Menschen animieren, die Produktion von Müll zu vermeiden. Das ist die effektivste Strategie, um die Umwelt zu schonen“, zieht Bundestagsabgeordnete Bahr bei ihrem Besuch der Anlage im Januar 2022 Bilanz. Seit 2013 verzeichnet die AVA einen stetigen Anstieg der Restmüllmenge im Abfallzweckverband Augsburg. Im Jahr 2013 lag diese noch bei 112.344 Tonnen, im Jahr 2020 bereits bei 128.701 Tonnen. „Wenn Menschen gegen Müllverbrennungsanlagen schimpfen, dann fehlt mir dafür jegliches Verständnis. Was stellt denn die Alternative dar? Eine der Haupfaugaben der Müllverbrennung ist es, den Müll zu hygienisieren und Schadstoffe aus dem Kreislauf zu ziehen. Natürlich muss die Müllvermeidung oberste Priorität haben“, fügt Matthies hinzu.
„Lässt sich Müll nicht vollständig vermeiden, ist eine möglichst hohe Recyclingquote anzustreben. Darum ist es so wichtig, dass bei der Herstellung von Produkten bereits an die Recyclingfähigkeit der eingesetzten Stoffe gedacht wird. Unser Ziel ist es, das Prinzip einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen, und wir versuchen daher, so viele Stoffe wie nur möglich zu recyceln“, präzisiert der technische Leiter der AVA, Gerald Guggenberger. Die Bioabfallvergärungsanlage leistet hier einen großen Beitrag. Von der Natur für die Natur, soll hierbei das Motto lauten. 90 m³ Biogas erzielt die AVA aus einer Tonne gesammelter Bioabfälle. Im Jahr werden über 40 Mio. kWh Biogas erzeugt. Mit dieser Menge könnten rund 4.000 Einfamilienhäuser beheizt werden. Mit dem erzeugten Kompost und flüssigen Gärrest können die Nährstoffe, die im Bioabfall enthalten waren, wieder der Natur zugeführt werden.
Auch bei der Müllverbrennung spielt die Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle. Einerseits wird die bei der Verbrennung entstehende Wärme genutzt, um Strom und Fernwärme zu erzeugen. So kommt rund ein Drittel der im Gebiet der Stadt Augsburg eingesetzten Fernwärme von der AVA. Andererseits werden die im Müll enthaltenen Metalle, wie z. B. Kupfer und Aluminium, abgeschieden und den Wertstoffkreisläufen wieder zugeführt.
Die AVA wagt beim Thema erneuerbare Energien aber auch andere Wege. So erhielt sie erst im November Fördergelder für ein innovatives Modellprojekt zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur mit Sektorenkopplung im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative für vier Jahre. Ziel ist es, die entstehende Überkapazität an erneuerbaren Energien zu speichern und bei Bedarf dann wieder abrufen zu können. „Dazu nutzen wir das Elektrolyseverfahren“, erklärt Guggenberger. Vorstand Matthies ergänzt: „Pro Jahr sind wir in der Lage, auf die Art und Weise 528 Tonnen Wasserstoff herzustellen. Dies reicht aus, um 66 Stadtbusse ein Jahr lang zu betreiben.“ Dabei unterstreichen die Befürworter der Technologie, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien nur sinnvoll ist, wenn die Energie gespeichert und bedarfsgerecht verbraucht werden kann.
„Hier spielt Wasserstoff eine sehr wichtige Rolle“ ergänzt Guggenberger. Im Gespräch mit den Experten berichtete Ulrike Bahr von ihren Beobachtungen in Berlin: „Wasserstofftechnologie stellt einen wichtigen Teil der Zukunft in der Energiespeicherung dar. Wir müssen als politische Akteur:innen hier künftig ein größeres Augenmerk darauf legen, denn im Gegensatz zur klassischen E-Mobilität hat die Wasserstofftechnologie momentan keine Lobby. Außerdem ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass der biogene Anteil im Restmüll weiterhin anerkannt wird. Das stellt eine wichtige Grundlage für die Produktion eines grünen Wasserstoffs dar, damit eine grüne Technologie auch tatsächlich grün bleibt“, resümiert Bahr. Die Bundestagsabgeordnete verspricht, an dem Thema dran zu bleiben und die Anliegen mit nach Berlin zu nehmen.