Mehr Inklusion in Augsburg - Besuch im Hotel "einsmehr"

25. November 2020

Mitte November war die "Woche der Inklusionsunternehmen". Deswegen war ich im frisch eröffneten Hotel einsmehr in Kriegshaber, wo die Hälfte der 24 Mitarbeiter*innen Menschen mit Beeinträchtigungen sind.

Geschäftsführer Jochen Mack und die Hoteldirektorin Sandra Huerga Kanzler zeigten mir das schöne Hotel und erläuterten das besondere Konzept. Der Träger des Hotels ist der Verein „einsmehr“, der aus rund 140 Familien im Raum Augsburg besteht, die ein Kind mit Downsyndrom haben. Der Verein wurde vor einigen Jahren aufmerksam auf das „Stadthaushotel“ in Hamburg, das seit 1993 existiert und wo ebenfalls beeinträchtigte Mitarbeiter arbeiten. „Die Hotelarbeit ist besonders gut geeignet für behinderte Mitarbeiter, weil es sich oftmals um ritualisierte Tätigkeiten mit und ohne Menschenkontakt handelt“, erläuterte Geschäftsführer Jochen Mack. So entstand die Idee, auch in Augsburg ein solches Hotel zu gründen. Es hat Anfang November eröffnet, die Mitarbeiter waren jedoch schon etwa ein halbes Jahr vorher dabei, die Arbeitsabläufe zu üben. „Wir hatten schon richtig viele Buchungen für November und Dezember, jetzt wurde wegen des Teillockdowns alles storniert – das schmerzt natürlich“. Aktuell gibt es nur einige Gäste im Haus, die beruflich in Augsburg sind. „Bisher ist das Miteinander im Team richtig toll“, berichtete Hoteldirektorin Huerga Kanzler. „Die Mitarbeiter mit Beeinträchtigung müssen zwar manches noch üben und brauchen teilweise Unterstützung, zum Beispiel beim Lesen, Schreiben und der Koordination. Aber sie fühlen sich schon total zugehörig zum Team. Sie sind sehr pünktlich, bleiben auch gerne mal länger und wollen manchmal gar nicht nach Hause gehen“. Trotz dieses besonderen Arbeitens legt das Hotel großen Wert darauf, dass die Service-Qualität hoch ist in allen Bereichen, dem Gast soll es also an nichts fehlen. Die zwölf Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen sind zwischen 17 und 35 Jahren alt. Teils haben sie vorher in Werkstätten gearbeitet, teils waren sie arbeitslos oder kommen direkt von der Förderschule. „Aktuell ist kein Mitarbeiter mit Down-Syndrom dabei, sondern sie haben Lernbehinderungen oder eine geistige Beeinträchtigung. Sie arbeiten in der Küche, im Service und im sogenannten Housekeeping, arbeiten als Reinigungskräfte. „Im Vergleich mit dem vergleichsweise behüteten Arbeiten in einer Werkstatt ist es für manche hier eine Umstellung. Bei uns wird niemand zu Hause abgeholt, denn unser Arbeitsplätze sind ja welche des ersten Arbeitsmarktes“, erläuterte Geschäftsführer Jochen Mack.