"Als mein Sohn so schwer krank war und wir Eltern schlaflose Nächte hatten, da hat mich die Christine morgens blass und total erledigt gesehen und sofort wieder nach Hause geschickt", berichtet ein Mitarbeiter der Firma SÄBU in Biessenhofen.
Christine heißt mit Nachnamen Machacek und ist Geschäftsführerin bei SÄBU. Im Rahmen ihrer Schwabentour zu familienfreundlichen Unternehmen ließ sich Ulrike Bahr einerseits von Mitarbeitern und andererseits von Machacek und Geschäftsführer Friedrich Nagel erzählen, warum SÄBU bereits mehrere Male Auszeichnungen als „Great Place to Work“ bekommen hat.
SÄBU stellt Systemgebäude her, also Fertigbauten, hauptsächlich für den Bildungsbereich. Weil schon im Werk in Biessenhofen die Wände inklusive Fenster zusammengebaut werden, können innerhalb von wenigen Wochen Neubauten entstehen. Nur in die Stadt München hat SÄBU bereits mehr als 50 Objekte geliefert, darunter Schulen und Kindergärten. SÄBU gibt es am Standort in Ebenhofen seit 54 Jahren und hat aktuell 40 Mitarbeiter.
Zehn verschiedene Arbeitszeitmodelle bietet SÄBU seinen MitarbeiterInnen. „Heutzutage suchen sich die Mitarbeiter den Arbeitgeber aus, nicht andersrum. Es ist daher für uns wichtig, zeitgemäß zu denken und auch individuelle Wünsche und Bedürfnisse zu berücksichtigen“, erläuterte Friedrich Nagel. Für die Personalabteilung, die Homeoffice, Elternzeit und andere Wünsche der Beschäftigten organisieren, sei das schwierig, aber das müssten Unternehmen heute leisten. Seit einer externen Unternehmensberatung vor einigen Jahren hat sich an der Unternehmenskultur bei SÄBU vieles verändert. War es früher eher hierarchisch organisiert, herrscht heute eine Leitbild vor, das von den Werten Respekt, Wertschätzung und Vertrauen geprägt ist. „Wenn Kunden uns loben, dann wird diese Information sofort an alle Mitarbeiter weitergeleitet. Wir schätzen inzwischen den familiären, vertrauensvollen Umgang sehr“, sagte Christine Machacek.
Markus Neher ist gelernter Schreiner und arbeitet seit 20 Jahren für SÄBU, inzwischen als Vorarbeiter in der Fertigung der Holzbauelemente. „Ich schätze besonders die flexiblen Arbeitszeiten, die es hier inzwischen gibt. Meine Frau hat manchmal Nachtschicht, da komme ich dann ein bisschen später, damit ich die Kinder versorgen kann“, berichtet Neher. Er schätzt, dass man mit allen offen reden könne, auch mit der Geschäftsführung. Seit dem Wandel im Umgang miteinander duzen sich alle – also auch der Azubi duzt die Geschäftsführer.
Valentina Fuhrmann arbeitet in Teilzeit und ist im Einkauf beschäftigt, bestellt Materialien und ist für die Rechnungsfreigaben zuständig . Seitdem sie vor zwölf Jahren bei SÄBU angefangen hat, hat sie mehrere Male ihre Arbeitszeiten angepasst, auch aktuell, weil der Opa dement ist und sie öfter mal ganz spontan ihre Arbeitszeiten verschieben möchte. „Ich schätze sehr, dass ich – je nachdem, wie sehr meine Familie mich braucht – meine Arbeitszeiten anpassen kann“. Auch die Diplom-Ingenieurin Andrea Hacker ist in Teilzeit angestellt, obwohl sie als Projektleiterin eine Führungsposition hat. Sie arbeitet seit 17 Jahren bei SÄBU und hat während dieser Zeit zwei von drei Kinder bekommen. „Mein Mann hat mir mittags meine Tochter zum Stillen gebracht, der hatte nämlich Erziehungsurlaub genommen“. Das habe alles gut funktioniert.
Die Geschäftsführer sind beide sehr froh, dass man heute so ein vertrauensvolles Verhältnis untereinander pflege. „Interessanterweise hat uns das nicht nur geholfen, die Mitarbeiter zu halten oder neue Mitarbeiter zu bekommen. Wir haben auch unseren Umsatz gesteigert, das war ein toller Nebeneffekt“, berichtet Christine Machacek. In der Branche habe sich in den vergangenen Jahren viel geändert.
Ist es im konventionellen Bau normal, dass ein Kindergarten eine Bauzeit von einem Jahr hat, so sind es heute bei SÄBU für ein schlüsselfertiges Systemgebäude standardmäßig 26 Wochen. Der Zeitdruck, der auf dem Unternehmen laste, sei deutlich größer als vor Jahren, so Geschäftsführer Nagel. Allgemein wünschten sie sich, dass das Bewusstsein für bestimmte Themen verstärkt werden solle. Der Gesetzgeber sollte nicht so viel regulieren, aber die gesellschaftlichen Themen setzen. Der ÖPNV auf dem Lande müsste unbedingt verbessert werden. Die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr bedankte sich für die Offenheit, mit der man sie habe Einblick nehmen lassen in die dynamischen Prozesse im Unternehmen. „Ich freue mich, dass Sie hier so viel Wert auf ein menschliches, soziales Miteinander legen“, so Bahr. „Damit machen Sie ihr Unternehmen zu einem attraktiven Arbeitgeber und sorgen dafür, dass Ihre Mitarbeiter die familiäre Situation und die Arbeit so gut wie möglich vereinbaren können“.