Ehrenamtliche Fahrer bringen Senioren in den Supermarkt, Mütter mit kleinen Kindern haben einen Raum für gemütliche Treffen, der Asylkreis Kissing trifft sich: das sind nur drei von vielen Angeboten, die im Mehrgenerationenhaus „Casa Cambio“ in Kissing gemacht werden.
Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Mehrgenerationenhauses (MGH) besuchte die Augsburger SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr die „Casa Cambio“ in der Nelkenstraße. Träger des Hauses ist die Katholische Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Augsburg. Diese wurden bei dem Besuch vertreten von Michael Hahn (Leiter der KJF Kinder- und Jugendhilfe Wittelsbacher Land) und Stefan Leister (Abteilungsleiter Kinder- und Jugendhilfe KJF). Hausherr Manfred Wolf, Erster Bürgermeister der Gemeinde Kissing, die Kissinger SPD-Stadträtin Petra Pfeiffer und die Leiterin des Mehrgenerationenhauses, Brigitte Dunkenberger, hießen die Abgeordnete willkommen und zeigten ihr die Einrichtung.
Michael Hahn berichtete von den Herausforderungen der Trägerschaft eines Mehrgenerationenhauses. „Wir bräuchten dringend eine gesicherte Grundfinanzierung. So wie es jetzt ist, zittern wir jedes Jahr, ob unser Haus auch weiterhin Fördermittel des Bundes erhält“. In Kissing wurde deswegen auch ein Förderverein gegründet, der in den vergangenen Jahren das MGH mit rund 40.000 Euro unterstützt hat.
Im Mehrgenerationenhaus Kissing gibt es diverse Angebote für alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten, die neuesten Projekte sind ein Fahrdienst für gehbehinderte Kissinger und ein Babysitterkurs. „Im Lauf der zehn Jahre haben wir hier rund 150 Ehrenamtliche fortgebildet – zu Demenzhelfern, zu Babysittern oder zu Fahrern“, berichtete Brigitte Dunkenberger. Ein ehemaliger Personalchef bietet für Jugendliche Bewerbungstraining an. Dunkenberger berichtete auch davon, wie wichtig es sei, die Ehrenamtlichen gut zu unterstützen. „Wir stellen hier beispielsweise auch fest, wie viele Menschen einsam sind. Hier rufen Leute beim Fahrdienst an, die wollen gar nicht gefahren werden, sondern nur mit jemandem reden“.
Ulrike Bahr berichtete, dass es bundesweit etwa 540 geförderte Mehrgenerationenhäuser gibt. Die Fördersumme 2017 betrug 17,5 Millionen Euro, pro Einrichtung würden maximal 30.000 vom Bund und 10.000 vom Land oder der Kommune ausgezahlt. „Uns in der SPD sind die Mehrgenerationenhäuser sehr wichtig, gerade auch, weil sie bundesweit das bürgerschaftliche Engagement fördern. Seit Januar 2018 werden die Mehrgenerationenhäuser auch dabei unterstützt, Angebote für die Förderung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen zu machen“, so Bahr. Stefan Leister von der KJF und Bürgermeister Manfred Wolf betonten, dass sie sich für die Mitarbeiter im Mehrgenerationenhaus unbefristete Anstellungen und genügend Ressourcen für die Arbeit im Hause wünschten. „Schon 10.000 Euro jährlich mehr täten uns schon ungemein gut. Denn mit diesem Geld wird durch die Ehrenamtlichen ein Mehrwert generiert, der in Geld gar nicht berechnet werden kann. Auch weniger Bürokratie wäre super“, fügte Michael Hahn hinzu, denn das Monitoring würde jedes Jahr sehr viel Zeit kosten.
Ulrike Bahr sagte, die Mehrgenerationenhäuser seien der Garant für den Zusammenhalt der Generationen im ländlichen Raum. „Als Mitglied im Unterausschuss für „Bürgerschaftliches Engagement“ des Deutschen Bundestages habe ich ein besonderes Augenmerk auf die vielen Menschen in der Gesellschaft, die sich ehrenamtlich engagieren. Ehrenamtliche Arbeit ist lernbar, dafür brauchen wir aber kompetente Hauptamtliche, die die Freiwilligen betreuen und ihnen stellvertretend für die Gesellschaft die Wertschätzung erweisen. Die Absicherung der Mehrgenerationenhäuser ist ein erklärtes Ziel der Bundesregierung. Ich werde mich in Berlin weiterhin für die Mehrgenerationenhäuser einsetzen und darauf drängen, dass dieses Ziel auch umgesetzt wird“.