Ulrike Bahr liest vor – Kinder diskutieren über Politik und Flucht

01. Dezember 2016

„Du kommst extra von Berlin hier her, nur um uns ein Buch vorzulesen?“ fragt ein etwa neunjähriger Junge staunend die Bundestagsabgeordnete in der Stadtbücherei Königsbrunn. „Nein, weißt Du, ich arbeite immer abwechselnd eine Woche in Berlin und eine Woche in Augsburg“, erklärt Ulrike Bahr lächelnd, „und von Augsburg ist es nicht so weit nach Königsbrunn“. Anlässlich des bundesweiten Vorlesetags las die Bundestagsabgeordnete aus dem Buch „Zafira – ein Mädchen aus Syrien“ in der Augsburger Werner-Egk-Schule und in der Stadtbücherei Königsbrunn.

Das Buch handelt von einem arabischen Mädchen, das kaum Deutsch spricht und gerade in die dritte Klasse einer Grundschule gekommen ist. Also eine Handlung, wie sie in der Realität aktuell an vielen Orten in Deutschland vorkommt. Auch in der Grundschule Süd in Königsbrunn gibt es Kinder, die in den vergangenen Monaten aus Syrien und Afghanistan neu in die Schule gekommen sind. „Vor einem Monat ist Lujain aus Syrien neu zu uns gekommen!“ Davon erzählen die Kinder schnell, als Ulrike Bahr das erste Kapitel vorgelesen hat. Überhaupt kommen die rund 40 Kinder der Klassen 3b und 3d schnell mit der ehemaligen Hauptschullehrerin Ulrike Bahr in Kontakt. Was machen eigentlich Politiker? Was sind Kinderrechte? Warum heißen unsere Zahlen „arabische Zahlen“? Warum sind gerade viele Menschen aus Syrien nach Deutschland gekommen? Immer wieder unterbricht Ulrike Bahr das Vorlesen, um mit den neugierigen Kindern zu sprechen.

„Das Buch von dem syrischen Mädchen Zafira kann bei Kindern Mitgefühl für Menschen wecken, die vor Krieg und Terror fliehen. Das ist heute in unserer Gesellschaft wichtig, wo an vielen Stellen Angst und Vorurteile vor Flüchtlingen geschürt wird. Die Schüler hören und lesen mit Hilfe der Geschichte, dass Menschen vor Gewalt und Krieg fliehen müssen und dass Deutschland ein sicheres Land ist“, begründet Ulrike Bahr ihre Entscheidung, aus diesem Buch zu lesen. „Vorlesen ist Anregung zum Gespräch, das habe ich heute wieder erleben können. Ich habe mich über das Interesse der Kinder und ihre Beiträge sehr gefreut – gerne komme ich auch nächstes Jahr wieder zum Vorlesen“, resümierte Ulrike Bahr.