Erinnern und kämpfen für ein weltoffenes Deutschland. Zum Tod Max Mannheimers

27. September 2016

„Ich komme als Zeuge jener Zeit in die Schulen, nicht als Richter oder Ankläger“, sagte Max Mannheimer über sich. „Jene Zeit“ - das war die Zeit des Nationalsozialismus, die Mannheimer fast als einziger seiner jüdischen Familie überlebte. Theresienstadt, Auschwitz, Warschau, Dachau, die Außenlager Karlsfeld und Mühldorf: Mannheimer wurde von den Nationalsozialisten in verschiedenen Konzentrationslagern gequält, erniedrigt, ausgebeutet.

Nach dem Krieg wollte er Deutschland eigentlich nie wieder betreten, aber aus Liebe zu seiner zweiten Frau Elfriede kehrte er zurück. In den ersten Jahrzehnten erzählte er niemandem von seinem Martyrium, erst in den 1980er Jahren begann er, davon öffentlich zu sprechen. Bis zu seinem Tod erzählte er in Schulen, Universitäten, auf Kongressen oder Seminaren von seinem Leben und dem Schicksal der Millionen Juden, die von den Nazis ermordet worden sind. Der Kaufmann, Buchautor und Maler war ein Mahner und Aufklärer, der unermüdlich gegen das Vergessen kämpfte. Im Alter von 96 ist Mannheimer, der seit 1946 in der SPD war, am vergangenen Freitag gestorben. Ich bin Mannheimer dankbar für sein Lebenswerk und möchte, dass wir in seinem Sinne weitermachen: Erinnern, Aufklären und Kämpfen für ein europäisches, internationales und weltoffenes Deutschland.