„Wie Bürgerinnen Stadtgesellschaft verändern“ – Fachkonferenz über Integration in Augsburg mit Staatsministerin Aydan Özoğuz

29. Juli 2016

„Es gibt kaum ein Themenfeld, das emotionaler ist, als Integration“, sagte Aydan Özoğuz, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin als Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration auf der von der Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr veranstalteten Fachkonferenz mit dem Titel „Das Augsburger Engagement für Integration – wie Bürgerinnen Stadtgesellschaft verändern“.

Rund 90 Personen waren in den Stadtwerkesaal gekommen, um an der Fachkonferenz teilzunehmen. „Ehrenamt braucht Hauptamt“, begann die Ministerin ihre Rede zu Beginn der Veranstaltung, da das Ehrenamt natürlich auch organisiert sein müsse. Sie erläuterte, dass sie als Beauftragte kein Budget habe, das sie verwalten könne, sondern beratende Funktion habe, also etwa Gesetzesvorschläge machen könne. „Ich habe den Bundestag gebeten, das Ehrenamt zu stärken“, so Özoğuz. Aktuell würde sie die Frage beschäftigen, was eigentlich deutsch sei. „Kann man deutsch sehen? Kann man deutsch fühlen? Für mich ist es ganz wesentlich diese Frage zu stellen, weil ich erfahren möchte, was diese Gesellschaft in Zukunft zusammenhält“, so Özoğuz. 1955 habe es den ersten Anwerbervertrag mit Gastarbeitern gegeben, 2005 das erste Zuwanderungsgesetz. „Dazwischen liegen 50 Jahre, da waren wir nicht gerade schnell“. In ihrer Begrüßung hatte die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr darauf hingewiesen, dass Augsburg schon ab 2003 Ehrenamt und Integration miteinander verknüpft hatte, als man im übrigen Deutschland noch lange nicht so weit war. Ein wesentlicher Ausgangspunkt sei damals gewesen, dass man verstehen müsse, dass Integration nicht als Dienstleistung funktioniere, sondern nur mit dem Engagement aller Beteiligten und vieler Partner in der Stadtgesellschaft – und dass Bürgerschaftliches Engagement ein unverzichtbarer Motor dafür sei.

In der Stadt Augsburg haben fast die Hälfte aller Einwohner einen Migrationshintergrund. Fachleute gehen davon aus, dass Frankfurt, Stuttgart und Augsburg die ersten Städte sein werden, in denen Menschen mit Migrationshintergrund die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Viele erfolgreiche Projekte in Augsburg tragen dazu bei, dass Augsburg den Namen „Friedensstadt“ verdient.

19 Integrationsprojekte – und damit längst nicht alle Augsburger Projekte - wurden innerhalb von 75 Minuten blitzlichtartig vorgestellt, die die Breite der Augsburger Initiativen und Maßnahmen zur Integration aufzeigten. Lesepaten für Kinder, Seelsorge für muslimische Senioren oder die App „Integreat“ – ehrenamtliche und hauptamtliche Engagierte stellten ihre Arbeit vor. Unter anderem erzählte Erwin Schletterer von „HEROES“. Ein Projekt, das sich an männliche Jugendliche aus Ehrenkulturen richtet und sich zum Ziel gesetzt hat, Unterdrückung im Namen der Ehre zu vermeiden. Tür an Tür, das Freiwilligenzentrum, die Stadt Augsburg, das Arbeitsamt und viele weitere Träger waren vertreten. Aydan Özoğuz war im Anschluss an die Fachkonferenz beeindruckt von der Präsentation der vielen Projekte und informierte sich an den im Foyer aufgebauten Ständen noch weiter. „Die App habe ich mir, gleich als Sie davon erzählt haben, heruntergeladen – toll!“ lobte sie etwa den Studenten Fritjof Knier, einen der Entwickler der App.