Mikrokosmos Kleingarten als Beispiel für gelingende Integration

05. Juli 2016

Politik lässt sich gut schmecken bei Wurstsemmeln und kühlen Getränken unter idyllischen Kastanien im Biergarten. „Arbeit, Bildung, Freizeit – Orte der Integration“ hieß die Diskussionsveranstaltung, zu der die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr in den großen Biergarten der Kleingartenanlage Uhlandstraße eingeladen hatte.

Rund 80 Kleingärtner, Flüchtlingshelfer und andere interessierte BürgerInnen waren der Einladung gefolgt. Der Stadtverband Augsburg der Kleingärtner e.V. feierte im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag. Vor zwei Jahren erhielt der Verband den Schwäbischen Integrationspreis, denn über die Hälfte aller Augsburger Kleingartenpächter hat einen Migrationshintergrund und das Miteinander verschiedener Kulturen gelingt hier ohne negative Schlagzeilen im Verborgenen zwischen Kohlrabi und Rosenbüschen. Ulrike Bahrs Gast war der Bundestagsabgeordnete Dr. Karamba Diaby aus Halle. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und Leiter der Projektgruppe #Neues Miteinander. Seitdem er sich in seiner Doktorarbeit mit Untersuchungen zum Schwermetall- und Nährstoffhaushalt in Halleschen Kleingartenanlagen beschäftigt hatte, ist er ein großer Fan des deutschen Kleingartenwesens. Zunächst führte der Obmann der Kleingartenanlage, Gerhard Harsch, die beiden Abgeordneten durch die Anlage.

„Kleingartenfreunde können gut zusammenleben, wenn sie sich an bestimmte Regeln halten“, sagte Dr. Karamba Diaby. „Das gleiche Prinzip brauchen wir auch in Bezug auf die Zuwanderung. Wenn ein Flüchtling bereit ist, unsere Regeln zu akzeptieren und diese auch umzusetzen, dann klappt das auch“. Was die Augsburger Kleingärtner in Bezug auf das gute Miteinander von Migranten und Deutschen leisteten, das sei Vorbild für ihn, so Diaby. Über den Zaun von Kleingärten gelänge täglich der Kontakt zwischen Menschen aller Gesellschaftsschichten und von verschiedener Herkunft. „Wir als SPD wollen dafür sorgen, dass alle Menschen in unserem Land die gleichen Chancen haben. Dafür brauchen wir Orte wie diesen, wo Vorurteile durch Alltagsbegegnungen abgebaut werden“.

Mit Norbert Wolff, dem Vorsitzenden des Stadtverbands Augsburg der Kleingärtner und Siegfried Velioniskis vom Verbandsausschuss des Landesverbandes Bayerischer Kleingärtner e.V. meldeten sich dann auch die Kenner der Augsburger Kleingärtner zu Wort. „Es freut mich sehr, dass Sie aus dem Bundestag zu uns gekommen sind“, sagte Norbert Wolff zu Ulrike Bahr und Dr. Karamba Diaby. Er berichtete, dass es in Augsburg rund 3000 Kleingarten gäbe und sich auf der Warteliste 1000 Leute befänden. „Bezüglich der gelingenden Integration kann ich nur sagen: Das Wichtigste ist das Gespräch!“, so Wolff. „Und Geduld wegen der manchmal noch fehlenden Sprachkompetenz. Wir wollen allen, egal wo sie herkommen, das Gefühl vermitteln, dass sie hier Mensch sein dürfen. Und alle müssen sich an die gleichen Regeln halten“.

Ein Gast meldete sich zu Wort und sagte „Die Hautfarbe ist doch nur die Verpackung, dabei kommt es doch nur auf den Inhalt an! Ich finde, man sollte nicht so viel Wind um das Thema Integration machen, sondern den einzelnen Menschen angucken“. Eine Kleingartenbesitzerin regte an, Flüchtlinge um Hilfe zu bitten, wenn ältere Gartenbesitzer manche Arbeiten nicht mehr erledigen könnten. „Ich habe da schon ganz tolle Erfahrungen gemacht – gemeinsam arbeiten schweißt zusammen!“ Mit vielen guten Gesprächen, auch zwischen der Schreberjugend und Karamba Diaby, klang einer der wenigen Sommerabende, die diesen Namen verdienen, aus.