Bayerisch-schwäbischer Mittelstand exportiert global - Ulrike Bahr zu Gast bei BHT in Gersthofen

27. Juni 2016

MdB Ulrike Bahr besuchte die BHT Hygienetechnik GmbH in Gersthofen. BHT ist ein mittelständisches Unternehmen mit aktuell 60 Mitarbeitern, das sich auf Reinigungsgeräte für medizinische Geräte, in der Hauptsache für endoskopische Geräte, spezialisiert hat.

BHT wurde 1978 gegründet. Einer der beiden Geschäftsführer, Stefan Stülpnagel, und der Qualitätsmanager Mike Couball führten die Bundestagsabgeordnete durch das Haus im Gersthofer Industriegebiet. Dort kam Ulrike Bahr mit Mitarbeitern in der Entwicklungsabteilung, der Verwaltung, dem Qualitätsmanagement und der Produktion ins Gespräch. Mike Couball arbeitet seit über 25 Jahren für BHT und erläuterte, dass ein kleines Unternehmen wie BHT den gleichen Aufwand für Prozessoptimierung und Qualtiätsmanagement betreiben muss wie ein großer Konzern.

Rund 50 Prozent seiner Produkte verkauft BHT ins Ausland, zu den Kunden gehören auch deutsch Universitätskliniken. In der Berliner Charité ist BHT bereits Hauptausstatter für die Reinigungsgeräte von endoskopischen Geräten. „Wir müssen schnell reagieren“, erklärte Geschäftsführer Stülpnagel, „es kommen ständig neue Endoskope auf den Markt, da muss jedes Mal geprüft werden, ob unsere Geräte dafür noch adäquat sind“. Eine kleinere Reinigungsmaschine kostet rund 20.000 Euro, die großen Komplettanlagen, die aus vielen Modulen bestehen, bis zu 500.000 Euro. Neben Ingenieuren, Lageristen und Maschinenbauern arbeiten auch etliche Verwaltungskräfte und Kaufleute bei BHT, einen Betriebsrat gibt es nicht. Wohl bedingt durch die technischen Berufe ist die Mehrzahl der Mitarbeiter männlich. „Wir sind ein typischer mittelständischer Betrieb in Schwaben, wir sind auf Flexibilität angewiesen“, sagte Stülpnagel. „Weil wir auf zufriedene Mitarbeiter angewiesen sind, reagieren wir auf deren Wünsche. Wer Überstunden leistet, kann sich das in Geld auszahlen lassen oder Freizeit beantragen“. 2009 hatte BHT noch rund 100 Mitarbeiter, dann folgte eine Phase des Missmanagements und die Belegschaft wurde auf 30 Mitarbeiter verkleinert. „Unter unseren Mitarbeitern können wir jetzt feststellen, dass viele eine hohe Bereitschaft haben, die Firma voranzubringen. Die letzten Jahre haben die Mitarbeiter zusammengeschweißt, das kann ich hier wahrnehmen, obwohl ich selbst erst 2014 ins Unternehmen gekommen bin. Man spürt, dass die Leute stolz sind, dass ein Konkurs verhindert werden konnte“, erzählte Stülpnagel.

Der geschäftsführende Gesellschafter nannte einige Punkte, die er am Arbeitsrecht kritisch sehe, weil es der gewünschten Flexibilität der Mitarbeiter entgegen wirke, so etwa die 10-Stunden-Regel für auswärts arbeitende Monteure. „Das Equal-Pay-Prinzip ist ja grundsätzlich eine gute Geschichte, allein fürchte ich den bürokratischen Aufwand, den das mit sich ziehen wird“, so Stülpnagel. Auch ein Kollege in der Qualitätskontrolle beklagte die Bürokratie, die aufgrund verschiedener Regularien von EU, Deutschland und den einzelnen Bundesländern in seinem Arbeitsbereich entstanden sei.

Bei einer kleinen Belegschaftsversammlung ging die Bundestagsabgeordnete auf Fragen von Mitarbeitern ein. „Was unternimmt die SPD gegen die Abwanderung von den großen Parteien?“, „Wie soll man einer Friseurin erklären, dass ein Flüchtling fast so viel Geld zum Lebensunterhalt bekommt, wie sie verdient?“ lauteten etwa die Fragen. „Wir wollen eines Tages von unserer Rente leben können“, sagte eine Mitarbeiterin. Ein Kollege fragte, warum jetzt Geld für Flüchtlinge ausgegeben werden könne, man aber Pflegekräften mit ihren „schrecklichen Arbeitsbedingungen“ nicht mehr Lohn zahle. Ob das deutsche Beamtentum wohl erhalten bleibe, wollte ein weiterer Kollege wissen, seine Frau sei Lehrerin und würde immer wieder befristete Verträge bekommen.

Ulrike Bahr forderte die Mitarbeiter auf, sich einzumischen: „Werden Sie aktiv und fordern sie die sichere Rente! Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen ist möglich, wenn wir soziale Gerechtigkeit herstellen“. Dazu würde es auch gehören, Steuerflucht zu verhindern und das halblegale Verstecken von Vermögen in Staaten wie Panama zu verbieten. 25 Milliarden Euro jährlich kosten laut aktuellen Berechnungen den Staat die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge, geschätzt 100 Milliarden Euro verliert der Staat jährlich durch Steuerflucht. Hier könne eine bessere Regulierung auch nachbessern, was dringend erforderlich sei.