Zu Besuch im Industriepark

Ingrid Knöpfle, MVV

08. Juni 2022

Die angespannte wirtschaftliche Situation, ausgelöst durch den russischen Angriff auf die Ukraine, betrifft die Unternehmen in Deutschland in unterschiedlichem Ausmaß. Ulrike Bahr (SPD), Mitglied des deutschen Bundestages, informierte sich aus erster Hand bei der Geschäftsführung der Betreibergesellschaft des Industrieparks Gersthofen.

Die aktuelle wirtschaftliche Lage des Industrieparks ließe sich aktuell noch als stabil beschreiben. Die elf ansässigen Firmen mit über 1200 Mitarbeiter*innen am Standort, der von der MVV Industriepark Gersthofen GmbH betrieben wird, vermelden momentan eine befriedigende Auslastungssituation. Die Kostensteigerungen, welche durch Russlands Überfall auf die Ukraine bei Rohstoffen und Energie entstanden sind, sind zwar enorm, können momentan aber noch an die Kunden weitergegeben werden. „Die Sorgen bei uns sind lang- und mittelfristiger Natur“, führt MVV-Geschäftsführer Markus Partik jedoch aus.

Industrie- und Chemiesektor auf Erdgas angewiesen

Durch die immer knapper und teurer werdenden Rohstoffe steigt die Gefahr von Versorgungsengpässen, die in der Chemieindustrie nicht tolerabel sind. „Einige Maschinen, die hier 75 Jahre ohne Unterbrechung betrieben worden sind, müssten abgeschaltet werden und könnten nach einem längeren Stillstand möglicherweise nicht wieder angefahren werden“, erklärt MVV-Geschäftsführer Holger Amberg. Das Risiko eines Energieausfalls in Folge einer Engpasssituation bei Erdgas kann dazu führen, dass im Industriepark Kurzarbeit droht oder Arbeitsplätze gar wegfallen. Eine Umstellung des Brennstoffes auf Erdöl sei theoretisch zwar möglich, aber sehr kostenaufwändig und nicht im Sinne des Klimaschutzes.

Akquisition von Nachwuchskräften wird schwieriger

Als Familienpolitikerin interessierte sich Ulrike Bahr naturgemäß auch für die Ausbildung im Industriepark Gersthofen. Die MVV bildet mehr als einhundert Azubis in neun verschiedenen Berufen aus. Für den Ausbildungsbeginn in diesem Jahr konnten alle freien Stellen besetzt werden. Es wird aber immer schwieriger, geeignete Jugendliche für die Ausbildung zu gewinnen. „Wir müssen jedes Jahr unsere Marketingaktivitäten in diesem Bereich erhöhen, um den Bedarf der Unternehmen im Industriepark an Nachwuchskräften decken zu können“, sagt Holger Amberg.

Betriebsrat Thomas Kastner ergänzt: „Der Wechselschichtbetrieb ist bei den jungen Leuten einfach nicht mehr so angesehen wie früher. Wir können mit den aktuellen Ausbildungszahlen unseren Personalbedarf nicht ausreichend decken.“ Insgesamt führe der Fachkräftemangel laut Kastner zu Mehrarbeit und einer angespannten Situation für die Beschäftigten.

Die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr verspricht: „Für mich als Familienpolitikerin gehört ein stabiler, guter Arbeitgeber selbstverständlich ebenfalls zu einer guten Familienpolitik. Ich werde die angesprochenen Probleme nach Berlin tragen und hoffe darauf, dass wir zeitnah Lösungen finden werden.“

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