Wider das Vergessen - Straßennamen von Widerstandskämpfern und Verfolgten des Naziregimes in Pfersee

01. September 2013

Am 30.08.2013 hat Ulrike Bahr zu einer Tour durch Pfersee eingeladen, um an die vielen Widerstandskämpfer und Verfolgten des Naziregimes aus Augsburg und Pfersee zu erinnern, die hier mit Straßennamen geehrt werden. Unter fachkundiger Führung von Bernhard Kammerer von der Bürgeraktion Pfersee, Harald Munding von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und Josef Pröll wurde die Erinnerung an Bebo Wager, Leonhard Hausmann, Pater Roth, Mietek Pemper, Ernst Lossa, Karl Nolan, Anna, Josef, Fritz und Alois Pröll, Clemens Högg und Hans Adlhoch und andere mit vielen Details geweckt, die auch für Kundige oft noch neu waren. Es waren Kommunisten, Sozialdemokraten und Priester, die von den Nazis in die Konzentrationslager gesteckt, gequält und oft auch ermordet wurden.

Die Überlebenden haben nach dem Krieg über Jahrzehnte nicht über ihre Zeit in den Lagern sprechen können. Das Nachkriegsdeutschland wollte davon nichts wissen und zugleich wurde ihnen das Gefühl vermittelt, dass sie ja selbst Schuld an ihrer Verhaftung waren. Unmittelbar nach dem Krieg wurden in Pfersee noch die Bebo-Wager-, die Leonhard-Hausmann-, die Hans-Adlhoch und die Högg-Straße in der Erinnerung an ihr Schicksal benannt, danach wollte man in Augsburg diese schlimme Zeit nur noch vergessen.

Mit dem Abzug der Amerikaner 1988 wurde das Sheridan Gelände frei und es gab die große Chance, nicht nur dieses große Gelände neu zu überplanen, sondern dabei auch auf die Geschichte dieser Kaserne zu verweisen. Die Halle 116 war damals ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau mit ca. 1.000 männlichen Häftlingen, die täglich durch Pfersee zur Lokalbahn marschieren mußten, um dann bei Messerschmitt in Haunstetten zu arbeiten. Der Augsburger Stadtrat hat auch auf die Initiative vieler Bürger hin beschlossen, dieses Gebäude zu erhalten und auch die Straßen in dem neuen Stadtteil nach Augsburger Widerstandskämpfern zu benennen. Die Halle 116 soll ein „Denkort der Begegnung“ werden, es gibt viele Ideen für eine zukünftige Nutzung. Für Ulrike Bahr hat diese Tour durch die Straßen von Pfersee noch einmal dazu beigetragen, das Bewußtsein zu schärfen: „Wir müssen unsere Geschichte in Augsburg lebendig erhalten, auch die dunklen Seiten, damit wir sehr aufmerksam gegenüber faschistischen Bewegungen bleiben. Daher brauchen wir solche Orte wie die Halle 116 und müssen sie als Ort der Erinnerung sichern!“

Sonntag der 08. September 2013 Tag des offenen Denkmals in der Halle 116 11.00 – 17.00 Uhr: • Ausstellung zum KZ-Außenlager und Zwangsarbeit in Augsburg (VVN) • Dokumentarfilm über Anna Pröll „Anna, ich habe Angst um dich“ (Josef Pröll) • Führung durch das Gebäude Halle 116 (Bürgeraktion Pfersee)

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