Alle Augsburger Altenhilfe-Träger schlugen im Juli mit ihrer „Augsburger Erklärung zur Pflege“ gemeinsam als Bündnis für gute Pflege Alarm: Die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit seien erreicht und überschritten. Dies war Anlass für Ulrike Bahr das Pauline Fischer-Haus zu besuchen. Gottfried Fuhrmann, Leiter der Einrichtung des DIAKO in der Frölichstrasse, führte sie und ihr Team durch sein Haus und berichtete über die großen Schwierigkeiten eine menschenwürdige Pflege zu gewährleisten. Zugleich dankte er Ulrike Bahr für ihre Unterstützung.
Die Forderungen aller Augsburger Altenhilfe-Träger an die Politik und Gesellschaft lauten mehr Zeit und mehr Personal für die Pflege sowie eine bessere und attraktivere Ausbildung. Eine große Bedrohung für die Qualität der Pflege liege derzeit insbesondere im absoluten Mangel an Fachkräften. So machte Fuhrmann noch einmal deutlich, dass der Bewerbermarkt seit langem leer gefegt sei. „Null Bewerber auf die ausgeschriebenen Voll- und Teilzeitstellen gefährden in nicht akzeptabler Weise die Zukunftsfähigkeit der Pflegeeinrichtungen“ klagt Fuhrmann. Darüber hinaus bemängelt Fuhrmann die wachsenden Bürokratieverpflichtungen. Dadurch bleibe immer weniger Zeit für die eigentliche Pflege. Ulrike Bahr ist sehr beeindruckt und macht deutlich, dass die Pflege für sie genauso wie die Bildung ganz zentrale Bedeutung hat, "Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft und unser Umgang mit den Pflegebedürftigen und Schwachen gibt Zeugnis, welchen inneren Wert unserer Gesellschaft hat!" Sie werde sich weiter für die Pflege einsetzen und daher auch immer wieder auf die Pflegeeinrichtungen zukommen.
Im DIAKO befinden sich neben einem Ärztehaus und einem Belegschaftskrankenhaus auch ein Seniorenheim, das Pauline-Fischer Haus. Hier leben derzeit 94 Bewohner mit einem Durchschnittsalter von über 90 Jahren.
Am 15. Juli 2013 eröffnete die Stadtklinik im Diako die Hauptabteilung Geriatrie mit zunächst 30 stationären Betten. Die Medizin ist hier auf die Krankheitsbilder und besonderen Bedürfnisse von älteren Menschen spezialisiert. Chefarzt Dr. Ralf Jelkmann empfing Ulrike Bahr mit ihrem Team, um dieses neue Angebot der medizinischen Versorgung in Augsburg vorzustellen. Die Vorteile für eine spezialisierte Altersmedizin liegen für Chefarzt Dr. Jelkmann klar auf der Hand. Ältere Menschen leiden in der Regel an mehreren Krankheiten und es geht in der Geriatrie darum, zunächst eine umfassende Diagnostik durchzuführen, um dann eine gut abgestimmte Behandlung in die Wege zu leiten, die die verschiedenen Krankheiten und ihr Zusammenwirken berücksichtigt. Der ganzheitliche Behandlungsansatz beinhaltet neben dem Körper auch die Seele des Patienten und die äußeren Umweltfaktoren. Dadurch kann häufig auf viele Medikamente verzichtet und somit die Lebensqualität der Patienten wesentlich verbessert werden.
Politische Unterstützung erhofft sich Chefarzt Dr.Jelkmann insbesondere im Hinblick auf die Zusammenführung wesentlicher Patientendaten. Behandlungsberichte oder Krankheitsverläufe müssten oft erst mühsam aus dem medizinischen Umfeld der Patienten von vielen unterschiedlichen Ärzten zusammengetragen werden, um eine ganzheitliche Betrachtung zu ermöglichen. Darüber hinaus wünscht sich der Chefarzt, das sich die Gesundheitspolitik von dem weit verbreiteten ‚Sektorendenken‘ verabschiedet, wie beispielweise die etablierte Unterteilung in den stationären und ambulanten Bereich. Der Chefarzt schlägt vor, die Stellung des Hausarztes als ‚Gate-opener‘ zu forcieren. Dieser soll künftig noch mehr als bisher als Koordinator und Wegweiser im medizinischen Bereich fungieren. Neben einem verbesserten Informationsaustausch wünscht sich der Altersmediziner aber auch mehr gesellschaftliche Unterstützung bei der wichtigen Aufgabe, ältere Menschen nach ihrem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben in die Gemeinschaft zu integrieren. So verweist Jelkmann auf die nicht zu unterschätzende soziale Funktion eines intakten Umfelds für den langfristigen Erhalt eines gesunden Körpers.
„Der Besuch insgesamt zeigt wie viele Aufgaben im Bereich Gesundheit und Pflege vor uns liegen“ fasst Ulrike Bahr zusammen. Eine Aufgabe, der sie sich gerne widmet, wenn die Wählerinnen und Wähler es am 22.09. bei der Bundestagswahl wünschen.