In Deutschland leben mehr als 4 Millionen Muslime. Gleichzeitig haben mehr als 50 Prozent der Deutschen Vorbehalte gegen den Islam und äußern sogar Angst und Sorge. Diese Islamfeindlichkeit, aber auch die besorgniserregende Radikalisierung einer kleinen Gruppe von Muslimen, waren Thema eines Diskussionsabends mit Esra Kücük, der Leiterin der Jungen Islam Konferenz.
Etwa 80 Personen waren der Einladung gefolgt, die Ulrike Bahr gemeinsam mit dem Dachverband der Türkischen Vereine in Augsburg und mit dem Stadtjugendring ausgesprochen hatte.
In ihrem Einführungsvortrag rückte Esra Kücük zunächst einmal die Dimensionen des Problems zurecht: Laut Verfassungsschutzbericht 2013 werden 0,15 Prozent der Muslime dem salafistischen Spektrum zugeordnet, von diesen ist ebenfalls nur ein kleiner Teil gewaltbereit. Dennoch ist das Problem nicht zu leugnen. Ähnlich wie bei den Rechtsextremen sprechen die Salafisten vor allem Jugendliche an, die Probleme bei der Identitätsfindung haben. Sie nutzen dafür vielfach das Internet und soziale Netzwerke. Wie beim "Netz gegen Nazis" wäre hier ein Gegensteuern sinnvoll.
Die breite Ablehnung des Islam in der bundesdeutschen Mehrheitsgesellschaft bietet den Islamisten einen idealen Nährboden. Weniger Islamfeindlichkeit führt sicher zu einem geringeren Bedürfnis, sich abzukapseln und ausgegrenzt zu fühlen. Die mediale Aufmerksamkeit, die der salafistischen Szene zuteil wird, ist auch nicht hilfreich.
Dr. Harald Munding vom Bündnis für Menschenwürde ergänzte den Vortrag von Esra Kücük um einige Beobachtungen aus der Augsburger Szene. In der anschließenden Diskussion, von Matthias Garte ausgleichend moderiert, wurde zum Teil sehr emotional diskutiert: über Islamunterricht an bayerischen Schulen, die Verantwortung der Eltern, soziale Ungleichheit als Ursache für Radikalisierung und vieles mehr.
Ulrike Bahr wies darauf hin, dass der Bundestag im letzten Jahr eine Aufstockung der Mittel des Programms "Demokratie leben" beschlossen hat. Zusätzlich 10 Millionen Euro werden für Programme zur Bekämpfung von Islamfeindlichkeit und Islamismus/Salafismus zur Verfügung gestellt. Sie betonte, dass die deutsche Gesellschaft lernen muss, Vielfalt als Chance zu begreifen. Dies muss aber immer auf dem Boden des Grundgesetzes geschehen. Grundrechte wie Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Gleichheit der Geschlechter und Menschenwürde gelten für alle, Zugewanderte, neue und alteingesessene Deutsche.