Das Bundespresseamt hatte ein dicht gedrängtes, hervorragend abgestimmtes Programm zusammengestellt, bei dem wir im Vorfeld die meisten Programmpunkte selber bestimmen konnten.
Am frühen Mittwochmorgen ging es mit dem Regio vom HBF Augsburg los: Um 7:12 Uhr Abfahrt nach Nürnberg, um dort in den IC nach Berlin umzusteigen, was sich durch einige Gleisbaustellen, die zu einer Verspätung von über 20 Minuten führten, nicht durchführen ließ, denn unsere Umsteigezeit hätte für 10 Minuten Verspätung gereicht. Es war uns klar, den IC nach Berlin verpassen wir, samt der 50 reservierten Plätze. Doch eine Retterin, in Gestalt der Zugbegleiterin, half uns aus unserem Dilemma, nach einigen Telefonaten hielt der Berliner IC außerplanmäßig in Treuchtlingen und wir konnten uns erleichtert in die für uns reservierten Plätze fallen lassen. Herzlichen Dank, liebe unbekannte Zugbegleiterin!
Am Berliner HBF, pünktlich um 14:30 Uhr, empfing uns am Bahnsteig wartend der Stadtführer, der uns während des gesamten Berlinbesuchs mit Rat und Tat zur Seite stand. Erik konnte aus einem großen Fundus an interessantem Wissen schöpfen. Bei einigen Mitreisenden kam jedoch sein Verhalten, das einige an ein oberlehrerhaftes Benehmen erinnerte, nicht so gut an. Es gab öfter Spannungen zwischen den Mitreisenden und ihm.
Unsere Reisegruppe war eine gute Mischung aus jungen und älteren Teilnehmern, alle waren sehr interessiert an unserem Programm. Es gab keine Schwierigkeiten bei den Programmabläufen, alle Zeiten wurden eingehalten. Ein großes Lob an unsere Teilnehmer, alle waren pünktlich zur Abfahrt am Bus, es gab keinerlei Probleme. Typisch „deutsch“ bemerkte ein Mitreisender. Nein, sagte ein anderer: „Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige.“
Im Stasimuseum in Berlin-Lichtenberg erzählten uns der Führer, ein Zeitzeuge und Betroffener der Stasimethoden, über die Bespitzelung der Bevölkerung in der DDR, deren wahres Ausmaß erst nach der Wiedervereinigung zu Tage trat.
Die Führung und Diskussion im Willy-Brandt-Haus war interessant und lebhaft, gerade bei unseren Jusos war der Tenor der Redebeiträge, wie es mit der SPD in Zukunft weitergehen wird. Kann Martin Schulz Wahlerfolge erzielen? Bleibt die Sozialpolitik der SPD auf der Strecke ?
Der Plenarsaal und die Begehung der gläsernen Reichstagskuppel war ein einmaliges Erlebnis. Unsere Gruppe war begeistert von dem informativen, freundlichen Wesen unserer Bundestagsabgeordneten Frau Ulrike Bahr, die keine Antwort schuldig blieb und alle Fragen geduldig beantwortete. Ein Höhepunkt des Tages war die abendliche Schiffsfahrt auf der Spree mit Verköstigung. Bei schönstem Wetter saßen wir auf dem Vorderdeck und genossen die grandiose Kulisse Berlins.
Am nächsten Tag besuchten wir das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ in Berlin-Kreuzberg mit den Folterkellern der GESTAPO. Hier fühlten wir uns alleine gelassen, leider war keine Führung anberaumt, auch unser Stadtführer Erik verabschiedete sich bis zum Mittagessen von uns. Die nachmittägliche Stadtrundfahrt durch Berlin, an politischen Zielen orientiert, wurde von unserem Reisebegleiter Erik mit großem Sachverstand durchgeführt. Die abendliche Führung durch das Bundeskanzleramt war beeindruckend. Hat einer der Mitreisenden am Zaun gerüttelt: „Ich will hier rein!“? Ich bin mir nicht sicher…!
Am letzten Tag unseres Berlinbesuches wurden wir durch die Dauerausstellung “Alltag in der DDR“ geführt: Manches war uns geläufig, viel mehr aber war für uns neu und geradezu grotesk.
Zuletzt bedanke ich mich sehr herzlich bei unserer Busfahrerin Angelika Langner, die uns mit ihrem großen Berliner Herzen durch die Regierungshauptstadt geleitet hat, von morgens bis spät abends mit gleich bleibender Freundlichkeit und guten Ratschlägen: „Bleibt mal sitzen, ik lass Euch an der übernächsten Haltestelle raus, da habt ihrs nicht so weit…“
Das Hotel „Novum Select Hotel Berlin Ostbahnhof“ wurde von den meisten Teilnehmern gelobt, die Zimmer waren sauber, die Betten gut, die Bäder renoviert, das Personal sehr freundlich und zuvorkommend. Das Frühstücksbuffet war vielfältig, es gab für jeden Gast das passende Frühstück.
Das Essen in den verschiedenen Restaurants war im Großen und Ganzen lobenswert. Ein Wehmutstropfen bleibt: Vier mal Hühnerfleisch und zum Schluss noch Geflügelwurst auf den Stullen für die Heimreise … gooock, gooock, gooock!
Unsere Fahrt war eine politisch motivierte Fahrt, viele Teilnehmer waren von den besuchten Institutionen begeistert und emotional aufgewühlt. Es war allen klar, eine nostalgische Betrachtung der ehemaligen DDR „es war nicht alles schlecht“ verbietet sich von selbst! Ein Staat, der Menschenrechte ständig verletzt, hat keine Existenzberechtigung.
Lothar Höh