Gemeinsam mit meinen Abgeordneten-Kolleg*innen Mechtild Rawert und Sönke Rix war ich am vergangenen Montag beim Frauentreff Olga in der Kurfürstenstraße, im Herzen des Berliner „Drogenstrichs“, zu Gast. Der Frauentreff ist ein Kontaktladen mit niederschwelligen Angeboten für drogenabhängige und sich prostituierende Frauen. Neben professioneller Beratung und und Vermittlung in weiterführende Hilfen erhalten die Frauen hier vor allem auch wichtige praktische Unterstützung, zum Beispiel Essen, Waschmöglichkeiten, Kondome.
Die Sozialarbeiterinnen bei Olga können aus der 27jährigen Erfahrung der Beratungsstelle kompetent aus der Lebenswirklichkeit der Prostituierten berichten. Dabei schätzen sie das Problem der Zwangsprostitution als wesentlich geringer ein, als Medienberichterstattung und Fernsehkrimis vermuten lassen. Allerdings spielt Armutsprostitution auf der Kurfürstenstraße eine große Rolle: Die Frauen, die hier anschaffen, kommen überwiegend aus der EU (viele aus Rumänien und Bulgarien) und haben Probleme, anderweitig legale Arbeit und Wohnung zu finden.
Einer Anmeldepflicht steht der Frauentreff sehr kritisch gegenüber: Ihre Beratungsarbeit wird nur auf Basis eines gewachsenen Vertrauensverhältnisses akzeptiert, erfolgt auf Wunsch anonym und freiwillig. Ist dieses Vertrauen da, nehmen die Frauen auch gerne die Angebote der Polizei- und Gesundheitssprechstunde in Anspruch. Eine behördliche Anmeldepflicht, ebenso wie eine Altersuntergrenze von 21 Jahren, würde viele Frauen in die Illegalität und damit in eine noch schwierigere Position bringen, sind die Streetworkerinnen überzeugt. Ein großes Problem für viele Straßenprostituierte ist die Gesundheitsversorgung. Darum wünschen sich viele eine Krankenversicherungspflicht, allerdings mit akzeptablen und bezahlbaren Tarifen für die Versicherten. Viele Frauen, die auf der Kurfürstenstraße arbeiten, haben keine Versicherung, darum keinen Rechtsanspruch auf Versorgung und Behandlung und deshalb große, unbehandelte Gesundheitsprobleme.
Für die Sozialarbeiterinnen bei Olga steht fest: Wenn das geplante Prostituiertenschutzgesetz seinem Namen gerecht werden will, sind flächendeckende Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie eine gute und bezahlbare Gesundheitsversorgung wichtiger und zielführender als pauschale Anmelde- oder Anzeigepflichten.