Rede zum Internationalen Frauentag 2022

17. Februar 2022

Mein Redebeitrag zum Internationalen Frauentag 2022

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kollegen und Kolleginnen,

in der heutigen Debatte möchte ich den Scheinwerfer auf eine Gruppe richten, die oft im Dunkeln bleibt, obwohl sie zahlenmäßig im Rampenlicht stehen müsste. Ich rede von den älteren Frauen. Etwa 13,2 Millionen Frauen im Alter über 60 in Deutschland.

Natürlich sind ihre Lebenswege und damit auch ihre Lebenssituationen im Alter sehr unterschiedlich – und zum Glück erleben wir, dass sich der Blick der Gesellschaft auf ältere Frauen allmählich wandelt. Während früher zum Beispiel Schauspielerinnen jenseits der 40 einfach von den Leinwänden verschwanden, sind ältere Frauen heute in Kino und Film wesentlich prominenter vertreten. Ich erinnere zum Beispiel an die großartige, kleine und grauhaarige Judi Dench, die 2012 mit damals Mitte 70 große Erfolge als weibliche Hauptrolle im James-Bond-Film Skyfall feierte.

Aber das Leben ist kein Kinofilm: Die Lebensrealität der meisten älteren Frauen in Deutschland sieht leider anders aus. Gerade ältere Frauen müssen ausbaden, was vor allem in der Bonner Republik versäumt wurde. Sie wurden oft nicht zu beruflichen Karrieren ermutigt, sie wurden in schlecht bezahlte Berufe oder auch in Mini-Jobs abgedrängt und müssen jetzt in der Folge mit sehr kleinen Renten leben. Die Grundrente hat vielen von ihnen geholfen, im Schnitt erhalten die berechtigten Frauen 37% mehr Rente. Aber dennoch sind Restaurant- und Kinobesuch oder eine neue Brille keine Selbstverständlichkeiten.

Der Gender Pension Gap liegt immer noch bei knapp 60 Prozent – in keinem anderen europäischen Industrieland ist er größer. Liebe Kollegen und Kolleginnen, die Altersarmut in Deutschland ist weiblich.

Frauen sind zusätzlich noch im Rentenalter sehr stark mit Care Arbeit belastet. Die Kinder mögen aus dem Haus sein, aber sehr viele übernehmen in diesem Alter Pflegetätigkeiten. Sogenannte „junge Seniorinnen“ sind die größte Gruppe bei den pflegenden Angehörigen. Die beiden letzten Jahre der Pandemie waren eine gewaltige Belastung: Tagespflegen waren geschlossen, Pflegedienste konnten nicht kommen, Beratungsstellen waren nur eingeschränkt zugänglich. Mit diesen zusätzlichen Pflege-Belastungen hatten und haben vor allem Frauen zu kämpfen.

Lassen Sie uns deshalb beim Internationalen Frauentag auch die Frauen in den Blick nehmen, die von neuen gleichstellungspolitischen Initiativen nicht mehr direkt profitieren können. Sie profitieren aber sehr wohl von einer guten sozialen Infrastruktur, funktionierenden Unterstützungssystemen für pflegende Angehörige, Mehrgenerationenhäusern und Angeboten zur Überwindung von Einsamkeit und Isolation. Das muss das Ziel sein und daran arbeiten wir gemeinsam als Koalition!

Aus diesem Grund streben wir eine umfassende Förderung seniorengerechter Ansätze an – für mehr Partizipation, Engagement, Alltagshilfen sowie Bildungs- und Begegnungsangeboten.

All das verdient unser aller Unterstützung, gerade mit Blick auf die Frauen 60plus! Vielen Dank!

Teilen