Das Neusässer Konzept zur Mieterqualifizierung wurde vom EU-Forschungsprojekt zu einem von insgesamt drei Best-Practice-Modell ernannt. Der Kurs bietet die Möglichkeit, die eigenen Chancen am Wohnungsmarkt zu verbessern. Denn dort wird gelernt und auch geübt, was von Mieter:innen erwartet wird.
Unter dem Motto „Du kannst es lernen“ wollen die beiden Hauptakteure ihre Teilnehmer:innen unterstützen, sich fit für die eigene Wohnung zu machen. Die Initiator:innen Susanne Kern und Uwe Krüger stellten beim Besuch im Wahlkreisbüro der Augsburger Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr ihr Konzept und die Arbeit der Mieterqualifizierung vor. Die Grundidee ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Das Ziel: Durch nachweisbar geschultes Verständnis für Regeln, Mietvertrag und Hausordnung die Erfolgsaussichten am Wohnungsmarkt zu erhöhen. „Besonders beeindruckend finde ich, dass das Engagement komplett ehrenamtlich geleistet wird. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist die aufsuchende Hilfe. Gerne nehme ich Ihre Ideen mit nach Berlin.“ erklärte die Familienpolitikerin. Im Rahmen des Kurses, bestehend aus fünf Modulen, werden die Pflichten als Mieter:in vermittelt. Beispielswiese wird das Müllsortieren geübt und das Recylingsystem erklärt. Denn Wissen allein genügt nicht. Hintergrundinformation erzielt Verständnis für Regularien und deren Notwendigkeit. Auch Telefonate und Besichtigungstermine werden durchgespielt. Die von den Teilnehmer:innen selbst erstellte Bewerbungsmappe wird bei der Wohnungssuche vorgezeigt und beinhaltet außer Kenntnissen von Mieterpflichten durch ein ausgehändigtes Zertifikat auch ein Kurzportrait der Bewerber:innen, Ausweispapiere, Aufenthaltsstatus, Arbeitsvertrag, polizeiliches Führungszeugnis sowie eine Schufa-Selbstauskunft. Die Vermieter:innen können sich mit der Mappe nicht nur vom Bemühen überzeugen, sondern bekommen auch einen weitreichenden Einblick in die Lebenssituation der Wohnungsbewerber:innen. Kern und Krüger sind überzeugt, dass sich die Menschen, die sich in Wohnungsnot befinden oder von dieser bedroht sind, durch dieses Wissen selbst helfen können. Die Erfolgsquote gibt ihnen Recht. Das Konzept wird von der Bayerischen Staatsregierung in der Umsetzung unterstützt und wurde im Oktober 2023 zum EU-Forschungsprojekt ernannt. Insgesamt sind ca. 850 Trainer:innen aktiv, die bis heute ca. 32.000 Teilnehmer:innen geschult haben. Die Schulung richtet sich an Geflüchtete, Obdachlose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen und Männer. Eine Besonderheit des Neusässer Konzepts: Die Kurse wurden bereits in Obdachlosenheimen angeboten, Schulungen in Frauenhäuser sind in Planung, sie beinhalten somit eine aufsuchende Arbeit seitens der Trainer:innen.