Kindergarten in der Firma lässt Mitarbeiter entspannt arbeiten

30. Januar 2019

"Die Kinderbetreuung hier im Haus ist echt ein Segen", sagte eine Mitarbeiterin der Firma Baufritz in Erkheim zu der Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr, wo sie mit der Bezirksrätin Petra Beer und der ehemaligen Landtagskandidatin Susanne Friedrich-Scheuerl aus Memmingen zu Besuch war. Im Rahmen ihrer Schwabentour zu familienfreundlichen Unternehmen ließ sich Ulrike Bahr von der Geschäftsführerin Dagmar Fritz-Kramer zeigen, warum Baufritz schon viele Auszeichnungen als familienfreundliches Unternehmen bekommen hat.

. Für die rund 400 Mitarbeiter*innen bietet Baufritz einen kostenlosen Kindergarten und eine Krippe an, deren Betreuungszeiten flexibel angepasst werden können. Dagmar Fritz-Kramer erläuterte, dass ihr Angebot junge Mitarbeiter anlocke und sie daher entgegen dem Trend keine Nachwuchsprobleme hätten, obwohl im Handwerk ein extremer Fachkräftemangel herrsche. Die Familienfreundlichkeit ihres Hauses habe intern „einen regelrechten Babyboom“ ausgelöst. Baufritz ist ein familiengeführtes mittelständisches Unternehmen und verkauft „nachhaltige Fertigbauhäuser“, hat einen Anteil von 30 Prozent Frauen unter den Mitarbeitern und bildet aktuell 32 Azubis aus, darunter auch etliche Flüchtlinge. In die betriebseigene Kita gehen aktuell elf Firmenkinder, zusätzlich auch noch Kinder von Kunden. Der Betreuungsschlüssel liegt bei 5,6 Kindern pro Betreuerkraft. Die Leiterin der Kita, Bettina Feierabend, bildet auch Kinderpflegerinnen aus: „Unser Ziel ist es, auch in unseren Berufen gute Fachkräfte anzuwerben“, sagte Feierabend. Den Mitarbeitern entstehen keine Betreuungskosten, lediglich für das Mittagessen müssen die Eltern etwas bezahlen. Die Bring- und Abholzeiten können ganz flexibel angepasst werden, wer also um 7 Uhr einstempeln muss, kann sein Kind um 6:45 Uhr in der Kita abgeben. „Ich gehe hier so entspannt arbeiten, weil ich weiß, wenn irgendwas ist, werde ich angerufen und kann mich um mein Kind kümmern“, sagte eine Mitarbeiterin. Finanziert wird die Kita auch mithilfe der Solidarität der gesamten Belegschaft. Am Weltkindertag arbeiten die Baufritz-Mitarbeiter freiwillig eine Stunde länger - ohne Entlohnung - um das Projekt mitzufinanzieren. Nach der Besichtigung des Kindergartens und dem Hausplanungszentrums des Unternehmens schloss sich noch ein längeres Gespräch an darüber, wie betriebliche Kindestageseinrichtungen und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle durch die Politik noch stärker unterstützt werden könnten. Bahr regte an, dass Unternehmen, die nachhaltig sozial denken und handeln, auch bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen bevorzugt werden sollten. Die positive Wirkung einer firmeneigenen Kindertagesstätte, die wie bei Baufritz auch dem allgemeinen Trend des Nachwuchs- und Fachkräftemangels im Handwerk entgegenwirken kann, bezeichnete Bahr als beispielhaft. Die Geschäftsführerin Dagmar Fritz-Kramer formulierte einige Wünsche an die Berliner Politik. „Im Moment empfinde ich die vielen Möglichkeiten, die junge Eltern haben, als nicht sehr transparent, hier würde ich mir ein Beratungstool wünschen“, so Dagmar Fritz-Kramer, selbst zweifache Mutter. Das soziale Jahr würde sie gern als ein Pflichtjahr einführen, da vielen jungen Leuten heute die soziale Komponente fehle. Beim Thema Integration von Flüchtlingen sei der Weg vom Helfer zur Ausbildung sehr schwierig. „Die Praxis ist für die überhaupt kein Problem, aber der Theorieteil fällt denen sehr schwer. Hier könnte man doch ein Berufsgrundschuljahr einführen“, schlug Fritz-Kramer vor. Zuletzt wünsche sie sich aus der Politik Signale, den ländlichen Raum zu stärken. „Gerade für junge Leute sollte es wieder attraktiver werden, auf dem Land zu wohnen und zu arbeiten, sonst haben wir Unternehmen echt große Probleme!“ Ulrike Bahr sagte zu, die Anregungen von Dagmar Fritz-Kramer mit ins politische Berlin zu nehmen. „Ich finde, Baufritz ist in vielen Bereichen beispielhaft für ein sozial verantwortlich handelndes Unternehmen. Die Tatsache, dass sie dadurch weniger unter Fachkräftemangel leiden als andere zeigt, wie attraktiv sich Unternehmen machen, wenn sie ihren Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern“.

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