Jugendkulturen zwischen Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus - Zum Umgang mit Fragen von Identität, Religion und Gemeinschaft

09. Dezember 2015

Augsburg als Modellstadt für Präventionsarbeit gegen islambezogene Radikalisierung!

Auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr kamen am Dienstag, 08. Dezember, mehr als 100 Gäste in die Neue Stadtbücherei Augsburg, um gemeinsam mit Dr. Götz Nordbruch, Islamwissenschaftler und Begründer des Vereins ufuq e.V., über mögliche Auswege und präventive Maßnahmen aus Radikalisierungsprozessen mit Islambezug zu debattieren.

Wieso wenden sich immer mehr junge Menschen von der Gesellschaft ab und schließen sich extremistischen und gewaltbereiten salafistischen Ideologien an? Wie lässt sich diese Radikalisierung verhindern? "Auf diese komplexen Fragen, wird auch bei uns viel mit Stereotypen argumentiert. Mit dem Wort „Islam“ verbinden viele Mitbürger Begriffe wie Terrorismus, Scharia oder Kopftuch. Damit werden wir aber den 5 Millionen Musliminnen und Muslimen, die inzwischen wohl in Deutschland leben, nicht gerecht. Nur durch Teilhabe, Ansprache und Aufklärung können wir die Jugendlichen vor einer Radikalisierung schützen“, so die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr in ihrer Einführung.

In seinem Fachvortrag stellte der Islamwissenschaftler Dr. Götz Nordbruch das Präventionsprogramm des Berliner Vereins ufuq e.V. vor. Es sei, sagt Nordbruch, an ganz normale Jugendliche gerichtet mit dem Hauptziel religiöse Radikalisierung früh zu verhindern. Dabei ist es wichtig „auch in den Schulen über die Emotionen und Gefühle der Jugendlichen zu sprechen, da sie sehr oft niemanden haben, mit dem sie darüber reden können und dadurch anfällig für extremistisches Werben werden. Außerdem sind viele muslimischen Kinder und Jugendliche auf der Suche nach Antworten auf komplexe Alltagsfragen und erleben dabei tagtäglich in den Medien, in der Schule oder bei der Arbeit islamfeindliche Haltungen“, so Dr. Nordbruch.

Dr. Bettina Wuttig und Mathias von Sarnowski sind die Ansprechpartner in der neu eingerichteten Fachstelle von ufuq e.V. in Augsburg. Sie ergänzten den Vortag von Dr. Nordbruch mit Informationen aus der Augsburger Szene. Ziel des Büros ist es, die lokale und überregionale Kooperation zu fördern und lokale Träger mit eigenen Angeboten in den Themenfelder Islam, Islamfeindlichkeit und Islamismus zu unterstützen.

Der Verein ufuq e.V. wird im Rahmen des erfolgreichen Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Ulrike Bahr, Mitglied des Familienausschusses, wies darauf hin, dass der Bundestag eine Aufstockung der Mittel auf insgesamt 40,5 Millionen Euro für dieses Jahr beschlossen hat und zusätzlich 10 Millionen Euro für 2016. Sie betonte, dass das Programm „Demokratie leben!“ neben seiner klassischen Säule, dem Kampf gegen Rechtsextremismus, auch weitere Komponenten wie Programme gegen Salafismus, islamischen Fundamentalismus, aber auch gegen die zunehmende Muslimfeindlichkeit bekommen hat.

Im Verlauf der Veranstaltung entwickelte sich eine ernsthafte Debatte darüber, wie wichtig es ist, islamische Verbände, Organisationen und Vereine in Augsburg bei der Prävention, Intervention und beim Ausstieg aus dem Radikalisierungsprozess einzubinden.

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