Eine kleine Schwabenreise zwischen Papstzimmer und Hubschrauberblättern

15. März 2016

„Den Ball, den greif'ich mir! Wann hat man schon mal so viele Bundestagsabgeordneten zu Besuch?“ - so wie Hildegrad Schwering, Personalratsvorsitzende im Klinikum Augsburg, ging es vielen Gesprächspartnern während der kleinen Schwabenreise, zu der die drei schwäbischen Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr, Gabriele Fograscher und Dr. Karl-Heinz Brunner ihre bayerischen Kollegen eingeladen hatten.

Schwaben hat eine lange Geschichte, Schwaben ist modern, in Schwaben agieren Global Player und werden die Arbeitnehmerrechte geachtet. Auf sieben Vor-Ort-Terminen besuchten die Politiker die Region und wurden dabei mit den Themen, Nöten und Herausforderungen von Menschen und Einrichtungen konfrontiert. Das Spektrum reichte von der Besichtigung eines besonderen Hauses voller sozialer Angebote bis hin zur Führung durch die Fertigungshallen von Airbus Helicopters.

Leerstand im alten Kloster, Wohnungsnot in den Kommunen

„Die Wohnungsnot geht bis hier her aufs Land. Bis der Wohnungspakt Bayern greift, brauchen wir ein Sofortprogramm mit Übergangslösungen!“ forderte etwa der Günzburger OB Gerhard Jauernig bei einem Vor-Ort-Gespräch mit Kommunalpolitikern in Günzburg. Die Bürgermeister baten die Abgeordneten um praktische und finanzielle Unterstützung – etwa bei der Subventionierung von Grundstücken und bei einer Erniedrigung des baulichen Mindestanforderungen, um schnell günstige Wohnungen anbieten zu können. Auch die Integration von Flüchtlingen ist ein Thema, das die Bürgermeister täglich beschäftigt. In Günzburg gäbe es zum Glück aktuell keine Spannungen zwischen Bevölkerung und Flüchtlingen. „Ohne die Arbeit, die ehrenamtliche Helfer leisten, wären wir nicht, wo wir jetzt sind“, sagte Jauernig. Den Charme und die Tristesse verfallender Pracht konnten die Abgeordneten in dem riesigen Kloster Wettenhausen südlich von Burgau erleben, wo ihnen Schwester Alberta Kunstschätze und Geschichten des knapp 900 Jahre alten Klosters nahebrachte. Mit den beiden Geschäftsführern sprachen die Gäste über mögliche weltliche Nutzungen der Anlage, die einst 100 Nonnen und vielen Schülern eine Heimat geboten hatte, heute aber nur noch von elf Dominikanerinnen bewohnt ist. Beim Empfang im Augsburger Rathaus anläßlich des internationalen Frauentags hörten die Abgeordneten den Vortrag von Bascha Mika, der Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau. „Bezüglich der Durchsetzung unserer Rechte als Frauen sind wir in einem gesellschaftlichen Zustand der verbalen Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre“, so Mika sarkastisch. Auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Augsburg, Birgit Weindl, musste betrübt feststellen: „Wenn Frau und Mann das gleiche tun, so ist das noch lange nicht dasselbe“.

Beispielhafte Lösung für die Gesellschaft von morgen

Im Haus in der Schillstraße 208 in Augsburg-Firnhaberau gibt es vier Nutzungen, die harmonisch zusammenspielen. Hier hörten die Abgeordneten, wie die Behindertenhilfe der ASB, der Mehrgenerationentreff der Stadt, die Tagespflege der AWO und die Baugenossenschaft den Bedarf der jeweiligen Nutzer genial verbunden haben. „Das ist beispielhaft für ganz Bayern“, wertete die SPD-Abgeordnete Ulrike Bahr die Kooperation mit den vielen Synergieeffekten.

Nächste Station war das Klinikum Augsburg, wo die Abgeordneten ein intensives Gespräch mit der Personalratsvorsitzenden Hildegard Schwering, ihren Kollegen und Bruno G. Wirnitzer, dem Geschäftsführer des Klinikums Augsburg, führten. Das Klinikum ist mit rund 5.300 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Stadt und ein Krankenhaus mit Maximalversorgung, das jährlich defizitär arbeitet, weil heute viele spezialisierte und teils private Fachkliniken lukrative Behandlungen vom Klinikum wegfischen. Themen waren der geplante Statuswechsel zu einer Universitätsklinik, Altersarmut bei Frauen und der von einem Personalratsmitglied beklagten „Verwaltung des Mangels“. „Privat vor Staat hat sich im Gesundheitswesen nicht ausgezahlt, da müssen wir wieder zurückrudern“, sagte der Sprecher des bayerischen Bundestagsabgeordneten Martin Burkert.

In Donauwörth ist Airbus helicopters der größte Arbeitgeber der Region. Rund 7000 Mitarbeiter, davon rund 900 Ingenieure und 60 Azubis sind bei dem Hersteller von Hubschraubern und Airbus-Türen beschäftigt. Die Hälfte der in Donauwörth produzierten Hubschrauber werden zivil, die andere Hälfte militärisch genutzt. Auch die Bundeswehr gehört zu den weltweit 3.000 Kunden des schwäbischen Unternehmens. Nach einer Führung durch die Fertigungshallen des Unternehmens sprachen die Abgeordneten mit den beiden Geschäftsführern Dr. Klaus Przemeck und Dr. Wolfgang Schoder, unter anderem über die Zukunft der Elektromotoren. Auch Airbus helicopters verbaut in den heutigen Hubschraubern Elektromotoren als Ergänzung zum herkömmlichen Verbrennungstriebwerk.

Mit einer Pressekonferenz im Bahnhof Donauwörth, bei der es um die gewünschte Barrierefreiheit des Bahnhofs und den Bundesverkehrswegenetzplan ging, endete die Schwabenreise. „Wir wurden ins Vertrauen gezogen und konnten so viele Dinge mitnehmen: sachliche Informationen, Einschätzungen und interessante Gespräche“, resümierte Ulrike Bahr die Schwabenreise und versprach ebenso wie ihre Bundestagskollegen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge mit ins politische Berlin zu nehmen.

Fotos: Angelika Lonnemann.

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