Gespräch zur beruflichen Bildung zwischen IHK und Bundestagsabgeordneten

03. Dezember 2019

„Die Fragen zur beruflichen Bildung dürfen nicht nur technisch beantwortet werden, weil das auch ein sozialer Prozess ist“, sagte Yasmin Fahimi zu Beginn des Gespräches über berufliche Bildung in der IHK Schwaben.

„Welche Prinzipien wollen wir erhalten? Wir müssen das in der Balance halten – Standardisierung und Sicherheit einerseits und die Agilität andererseits“, so Fahimi. Die Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr hatte das gemeinsame Gespräch in der IHK Schwaben mit dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Markus Anselment und dem Verantwortlichen für die Berufliche Bildung in der IHK Schwaben Oliver Heckemann vermittelt.

Ulrike Bahr erläuterte, dass die Novelle zum Berufsbildungsgesetz gerade im Bundestag verabschiedet worden sei. „Es war ein starkes Signal in die Arbeits- und Bildungswelt hinaus, dass wir die Mindestausbildungsvergütung jetzt geregelt haben“, so Bahr.

Markus Anselment meinte, er freue sich über den Kompromiss, der sich im Berufsbildungsgesetz niedergeschlagen habe – die deutschen Berufsbezeichnungen wie den Meister wolle man nicht aufgeben, da sie ein Qualitätsmerkmal darstellten. „Wir wollen beide – den deutschen Titel und den internationalen, der an den Universitätsabschluss angelehnt ist“. Problematisch seien für die IHK Schwaben die Ausführungen zum Freistellungsantrag und der Entlohnung der Prüfer. Ulrike Bahr sagte, sämtliche Bildungsträger mahnten heute eine bessere Allgemeinbildung an. Die Politik sei da wie immer in ihrem Dilemma zwischen Realpolitik im Hier und Jetzt und den Gedanken über grundsätzliche Weichenstellungen.

Grundsätzlich wolle die IHK den Akademisierungstrend eindämmen und die berufliche Bildung stärken, waren sich Anselment und Heckemann einig. In Zukunft werden neben Abschlüssen der höheren Berufsbildung vor allem Spezialisten benötigt, weshalb es erfreulich ist, dass die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes zum 1.1.2020 dies Abschlüsse explizit vorsieht. Die IHK Schwaben hat dazu im Berufsbildungsausschuss im November bereits ein konkretes Berufspezialistenprofil entworfen : „Digitales Marketing“. Die Vorbereitung durch einen Bildungsträger dauert ca. ein Jahr. Am Ende steht ein Berufsspezialist, der sich vom Absolventen eines dreitägigen Social-Media-Kurses deutlich unterscheidet, in einem Sektor, wo der Fachkräftemangel hoch ist“, so Heckemann.

Themen des knapp zweistündigen Gesprächs waren weiterhin der neue Innovationswettbewerb Berufliche Bildung InnoVET, die Erasmus Plus Initiative, das Aufstiegsbafög, den drohenden Mangel von Ausbildern und Berufsschullehrern, der Digitale Zwilling im Klassenzimmer, die IHK-Initiative „Azubi-Scouts“ sowie die Arbeitszeit der Zukunft, „new work“. Yasmin Fahimi verteidigte das OEGH-Urteil zur Dokumentation der Arbeitszeit. „Als alte Gewerkschafterin sage ich den Betriebsräten gerne, sie mögen sich auf die Sache einlassen – denn es gibt ja bereits 1000 verschiedene Arbeitszeitmodelle. Grundlage muss immer eine fixe Arbeitszeit sein!“

Die Augsburger Bundestagsabgeordnete bedankte sich für das offene Gespräch. „Wir haben sehr ähnliche Ziele was die Stärkung der betrieblichen Ausbildung. Kleinere Unterschiede in der Bewertung einzelner Elemente sind immer vorhanden, dennoch ist es wichtig, dass Politik und Wirtschaft hier grundsätzlich an einem Strang ziehen“, so Bahr.

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